Die Welt des Wohnmobil-Zubehörs
Da steht es nun, das neue oder gebrauchte Wohnmobil. Lange darauf gespart oder spontan gekauft, erfahrener Camper oder echter Neuling, von der Stange oder selbst ausgetüftelt – wer zum ersten Mal Urlaubspläne mit dem neuen Domizil auf vier Rädern schmiedet, wird schneller als geglaubt mit Druckwerken so dick wie Telefonbücher oder Onlineshops mit tausenden von Angeboten zu sinnvollem oder weniger nützlichem Wohnmobil-Zubehör konfrontiert. Der Erstkontakt mit der bunten Reisemobil-Zubehörwelt kann einem schon die Sprache verschlagen. Von Übersichtlichkeit kann nur selten die Rede sein, Fachbegriffe an jeder Ecke, Hinweise, was man nun wirklich braucht und was nicht – Fehlanzeige. Wir können jeden verstehen, der mit dem schier grenzenlosen Angebot der Wohnmobil-Zubehör-Industrie erst mal restlos überfordert ist. Lasst uns also versuchen, ein wenig Struktur und Übersicht in diese bunte und üppige, aber für viele oft rätselhafte Welt zu bringen.
Welches Wohnmobil-Zubehör gibt es?
Wer mit dieser Frage beginnt, hat, da sind wir sicher, schon verloren. Auf Seite 30 des Zubehör-Kataloges angekommen werden Einsteigern bereits die Köpfe schwirren – und es kommen noch 500 (oder mehr). Wer sich mit Reisemobil-Zubehör beschäftigt, sollte zunächst einmal zwei Dinge klären: Was ist bereits z.B. in meiner Grundausstattung vorhanden und welche eigenen Bedürfnisse, Wünsche, Reiseziele etc. habe ich. Beispiel: Warum sollte sich jemand, der grundsätzlich nur im Sommer verreist, durch zahllose Angebote von Thermodecken, Isolierfolien oder Zusatzheizungen quälen? Wen interessiert schon die Legion an Küchenzubehör, wenn er/sie ohnehin immer auswärts essen geht? Wer sollte sich durch hunderte von Montagematerialien für Strom, Gas, Wasser etc. kämpfen, wenn er letztlich doch alle Wünsche in einer Fachwerkstatt umsetzen lässt. Unser Tipp: Lass dich nicht von dem riesigen Angebot an Zubehör verwirren. Schau zunächst, was an (für dich) wichtigen Dingen beim Fahrzeug fehlt – tiefer einsteigen kann man später immer noch. Allerdings stellt sich natürlich die berechtigte Frage:
Was sind die wichtigen Dinge?
Jeder Camper ist anders, jeder Wohnmobil-Reisende hat andere Ansprüche, Bedürfnisse, Wünsche und Vorlieben. Von daher lässt sich eine solche Frage nicht einfach pauschal für jedermann beantworten. Party-People im minimalistisch selbst ausgebauten Campingbus haben wohl ganz andere Vorstellungen vom mobilen Reisen als ein Rentner-Ehepaar im Luxus-Liner. (Der Artikel „Luxus im Wohnmobil“ könnte dich dazu interessieren.) Zunächst einmal müssen wir vier große Zubehörbereiche auseinanderhalten.
Zubehör für das Fahrzeug
Alle Reisemobile haben ein paar Dinge gemeinsam: ein Chassis, einen Motor, einen Fahrersitz, ein Gaspedal, einen Lichtknopf – ups, diese Liste könnte sehr lang werden. Allein in diesem Bereich, und das werden alle Fahrer von PKWs oder Transportfahrzeugen bestätigen können, gibt es hunderte, wenn nicht tausende von Artikeln, mit denen wir ein Fahrzeug zusätzlich ausstatten können. Von Ersatzsicherungen über Starthilfekabel bis hin zu Schonbezügen für die Sitze kann man aus dem Vollen schöpfen, es gibt kaum etwas, was es nicht gibt. Wichtig: Dieser Bereich hat originär eigentlich gar nichts mit Wohn- bzw. Reisemobilen zu tun. Ganz gleich, von welchem Hersteller das Basis-Fahrzeug stammt, entsprechendes Zubehör wird gerne in Reisemobil-Zubehörkatalogen angeboten, obwohl man es im Sortiment des jeweiligen Fahrzeugherstellers oder bei Drittanbietern deutlich günstiger erwerben kann.
Tipp: Legt also gelegentlich ruhig einmal den Wohnmobil-Zubehörkatalog aus der Hand oder wechselt auf eine Website der entsprechenden Fahrzeugmarke bzw. deren Zulieferer für Zubehör – hier lässt sich unter Umständen einiges sparen.
Camping- bzw. Außen-Zubehör
Bei allem, was sich außen am Fahrzeug oder um das Reisemobil herum anschaffen lässt (übrigens auch für Wohnwagen/Caravan oder Zelt), geht es schon etwas konkreter in Richtung mobiles Reisen. Unkritisch und zunächst einmal völlig unabhängig von Fahrzeugart, -aufbau, - marke, -größe etc. ist der große Bereich des Campingzubehörs. Campingtisch und -stühle interessiert es nicht, ob sie vor einem simplen Zelt oder einem Wohnmobil-Dickschiff stehen. Ob Grill oder Auffahrkeil, ob Campingleuchte oder Stromkabel, ob Abspanngummi oder Sonnensegel – wir haben schon einige, qualitativ durchaus hochwertige Artikel dieser Art bei Sonderangeboten von Discountern ergattert, wofür wir im spezialisierten Fachhandel ein Mehrfaches bezahlt hätten.
Tipp: Augen auf beim Zubehör-Kauf! Es muss nicht immer teuer sein. Auch bei Discountern lassen sich brauchbare Sonderangebote ergattern.
Interessanter wird es bei allen Dingen, die speziell zu einem Wohnmobil oder sogar zu einem bestimmten Fahrzeugtypen passen müssen. Alles, was man beispielsweise außen anschrauben muss, sollte immer genau zum Reisemobil passen. Wer einen Fahrradträger oder eine Markise einfach in die Bordwand schraubt, wird nach aller Wahrscheinlichkeit eine böse Überraschung erleben. Für derartige Anbauten haben die Aufbauhersteller speziell verstärkte Punkte eingeplant. Wer die nicht genau trifft, landet womöglich im nicht sehr haltbaren Sandwichbereich der Rück- oder Seitenwand, hier ist also besondere Vorsicht angebracht. Wer sicher gehen will, sucht für derartige Anbau-Arbeiten besser eine Fachwerkstatt auf. Diese muss für Schäden, die ggf. durch mangelhafte Montage entstehen, vollumfänglich haften – für eine derartige Sicherheit sind ein paar Euro mehr für die Fachmontage sicher nicht falsch investiert. Gleiches gilt für alle Ein- und Anbauten, die im Falle eines Defektes große Schäden verursachen können. Wir denken hier speziell an den gesamten Bereich von Strom, Gas und Wasser. Eine falsche Sicherung, eine ungeeignete Dichtung, eine fehlerhafte Klemme und im Schadensfall musst du den Schaden selbst verantworten, wenn du die Arbeiten selbst ausgeführt hast.
Tipp: Do-it-yourself kann Geld sparen aber auch viel kosten. Überlege vorher was du bereit bist, zu riskieren, wenn du das Geld für (haftende) Fachleute sparen willst.
Wohnmobil-Zubehör für den Innenbereich
Wohnbereich, Bad- und Sanitäreinrichtungen, Küche und Kochen, Betten und Schlafen, Möbel und Sitze – auch hier steht der Camper oft ratlos vor tausenden von angebotenen Zubehörartikeln. Wie soll man das sortieren? Eine dogmatische Regel „Das braucht man, das nicht“ hilft hier nicht weiter. Wir könnten hier zwei Tipps geben, die sich vom Inhalt her völlig widersprechen.
Wo findest du dich wieder?
1: Kauf alles, was dir nützt oder gefällt. Ob Utensilo oder Backpinsel, LED-Fernsehleuchte oder Schuhbeutel, Kaffeemaschine oder Stützkissen, warum sollte man im Urlaub auf nette Gimmicks oder tatsächlich nützliches und hilfreiches Zubehör verzichten?
2: Kauf nur das, was wirklich notwendig ist. Das spart Geld und Zuladungsgewicht, macht deinen Camping-Urlaub nachhaltiger (weniger Gewicht gleich weniger Spritverbrauch), lenkt nicht vom ursprünglichen, naturverbundenen Campinggedanken ab und hilft, sich vom alltäglichen Konsumwahn zu distanzieren.
Du siehst, eine für alle gültige Weisheit zu finden, ist schlicht unmöglich. Deshalb unser Rat: Finde einen Weg, der genau zu dir und deinen Vorstellungen passt. Gerade im Innenbereich neigen auch wir Camper dazu, unsere Umgebung mit allem möglichen Zubehör möglichst nah an die heimischen Vorlieben anzupassen – schließlich wollen wir es auch unterwegs gemütlich und eigentlich wie gewohnt angehen lassen. Ob das immer sinnvoll oder zweckmäßig ist, wollen wir einmal dahingestellt sein lassen. Wer gerne sonntags abends seinen TATORT sehen will, kauft halt einen Fernseher samt SAT-Anlage. Temperaturempfindliche Camper werden kaum auf Zusatzheizungen oder Klimaanlagen verzichten wollen. Und der mobile Gourmet wird sich im Urlaub möglicherweise ohne eine vernünftige Kaffeemaschine oder einen Gasbackofen mit Grillfunktion nicht wohlfühlen. Also, auch beim Zubehör im Innenbereich gilt, was wir an vielen anderen Stellen auch proklamieren: Wohnmobil-Urlaub ist Individual-Urlaub, und genauso individuell soll es jeder für sich selbst halten.
Allgemeines Zubehör
Kommen wir zum letzten Bereich, zu den Dingen, die sich nicht in die vorherigen drei Rubriken einreihen lassen. Das fängt beim Aufbewahrungs- und Transportzubehör an (Regale, Kisten, Thermoboxen, Anhänger etc.), geht über transportable Licht- und Stromquellen (Leuchten jeder Art, Powerbanks, Stromgeneratoren etc.), Vor-Ort-Transportmittel wie Fahrräder, Motorroller oder ähnliches bis hin zu Alltagsdingen wie Werkzeuge, Reinigungs- und Pflegemittel, Camping- und Stellplatzführer, Computer, Tablets und Smartphones, Zubehör für Haustiere oder Kleinkinder, spezielles Zubehör für Menschen mit Handicap, usw.
Du siehst es hoffentlich selbst: Es ist einfach unmöglich, das Thema Reisemobil-Zubehör erschöpfend und für jeden zutreffend zu behandeln.
Was ist also sinnvoll?
Mit den vorherigen Gedanken könnten wir uns nun halbwegs schadlos aus der Verantwortung stehlen und dich mit diesem Halbwissen im Regen stehen lassen – tun wir aber nicht. Wir haben uns in unserer jahrelangen Praxis viele Gedanken zu diesem Thema gemacht, haben gute und schlechte Ergebnisse mit eigenen Entscheidungen erzielt und wollen dich ganz praxisnah an unseren Erfahrungen teilhaben lassen.
Auf www.wohnmobil-abc.de findest du eine alltagstaugliche Liste einer vernünftigen Grundausstattung, die i.d.R. nicht vollständig zum Lieferumfang eines Fahrzeugs gehört. Für spezielle Fragen kannst du auch gerne Jochen kontaktieren.
Autor: Jochen Blomberg