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Foto: Camping Resort Allweglehen

1. Die Vorteile des Camper-Sharings aus Privatnutzersicht

Dass die Urlaubsform Caravaning stetig neue Anhänger gewinnt, ist unbestritten: Immer mehr deutsche Reisemobile und Wohnwagen sind auf den Straßen unterwegs. Zum Bestand stieg zum Jahresbeginn 2023 auf einen neuen Rekordwert von knapp 1,6 Millionen Fahrzeugen.

Noch viel größer ist jedoch die Anzahl von deutschen Campern in 2023. Insgesamt waren es in 2023 knapp 13 Millionen – über 8 Mal so viel, wie Wohnmobile und Wohnwagen zugelassen. Nun bedeutet das nicht direkt, es gäbe 13 Millionen Deutsche, die eine Zielgruppe für Wohnmobile wären. Man bedanke, dass viele Campingfreunde als Paar oder Familie, Freundeskreis etc. unterwegs ist und nicht jeder ein eigenes Fahrzeug besitzt. Völlig zweifelsfrei ist jedoch, dass das Interesse deutlich größer ist als die zugelassenen Wohnmobile. 

Sagen wir mal so: Ein Camper ist nun einmal eine Anschaffung, die längst nicht für jeden Geldbeutel infrage kommt. Zumal du noch die Preisanstiege durch die allgemeine Inflation und das stark gestiegene Campinginteresse während der Pandemie bedenken musst. An diesem Punkt kommst du als Besitzer eines solchen Fahrzeugs ins Spiel:

  1. Es gibt eine Menge Menschen, die sich keinen eigenen Camper leisten können oder wollen, aber gerne ein solches Mobil für einzelne Trips mieten möchten.
  2. Längst nicht alle Camperbesitzer sind jedes Wochenende und jeden Urlaub on Tour. Ihre Fahrzeuge stehen also teils geraume Zeit unbenutzt herum.
  3. Je nach Größe und Ausstattung sowie der Jahreszeit kann man mit Netto-Mieteinnahmen im Bereich von 50 bis weit über 150 Euro rechnen – pro Vermietungstag.
  4. Solange sich ein Camper in einem vernünftigen Allgemeinzustand befindet, kann man zumindest im Sommer damit rechnen, dafür Mietinteressenten zu finden.

Der Rest ist für dich einfache Mathematik und etwas Bauchgefühl: 

  • An wie vielen Tagen im Jahr bist du realistisch unterwegs?
  • Was würde es für deine Finanzen oder den Abtrag des Wohnmobil-Kredits bedeuten, solche Mehreinnahmen zu generieren?
  • Könntest du dich mit der Idee anfreunden, gänzlich Fremde deinen Camper nutzen zu lassen?
  • Wärst du bereit, den damit verbundenen höheren Wartungs- und Reinigungsaufwand zu tragen?

Rein rechtlich ist die Sache eindeutig: Dein Eigentum darfst du nach eigenem Gusto vermieten. Du musst höchstens bei einer laufenden Finanzierung in deren Verträge schauen, wie es damit geregelt ist. Dem Steuerlichen widmen wir uns in einem eigenen Kapitel.

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Foto: Camping Wirthshof am Bodensee

2. Privates Camper-Sharing und die Steuern

Steuer-Dschungel? Wir klären auf: Wenn du deinen Camper gegen Geld vermietest, erzielst du Einnahmen. Damit unterliegst du als absolutes Mindestmaß der Pflicht, diese Einnahmen in deiner Einkommenssteuererklärung unter "Sonstige Einkünfte" anzugeben – andernfalls betrittst du schnell das Gebiet der Steuerhinterziehung.

Allerdings kommt es naturgemäß auf verschiedene Faktoren an, wie viel du durch das Sharing verdienst. Dadurch wird es ebenso nötig, dich mit dem Thema Gewerbe auseinanderzusetzen. Genauer: ob du eines anmelden solltest oder musst.

Eine universell gültige Antwort können wir dir hierzu leider nicht geben. Dafür jedoch einen Näherungswert: Je mehr für dich (und das Finanzamt) das Vermieten deines Campers gegenüber der Eigennutzung in den Vordergrund rückt, und je stärker deshalb eine echte Gewinnerzielungsabsicht besteht, desto eher liegt eine gewerbliche Tätigkeit vor.

Wenn du also beispielsweise nicht nur Sharing betreibst, um den Wohnmobilkredit schneller abzuzahlen oder allgemein die laufenden Kosten des Campers zu decken, solltest du besser ein Gewerbe anmelden. Vergiss jedoch nicht, dass es hier teils deutliche regionale Unterschiede gibt. Kontaktiere deshalb zu Beginn des ganzen Projekts entweder deinen Steuerberater oder dein Finanzamt, um belastbare Antworten zu bekommen. 

Übrigens: Auch, was das Versteuern ohne Gewerbe betrifft, musst du nur das angeben, was du tatsächlich als Gewinn erwirtschaftest. Alles, was du von den Einnahmen zur Deckung laufender Wohnmobilkosten aufwendest (unbedingt Nachweise aufbewahren und alles gut durchrechnen), ist nicht steuerpflichtig.

3. Privates Camper-Sharing und die Versicherung

Deinen Camper zu verleihen oder zu vermieten, ohne dabei die Versicherung zu bedenken, wäre töricht. Denn in der normalen Kfz-Versicherung bist wahrscheinlich nur du und gegebenenfalls noch ein Partner als Fahrer eingetragen. Egal, wer sonst hinter dem Steuer sitzt, er genießt dann keinen vollständigen Versicherungsschutz.

Schon, wenn du ohne Entgelt an einen Freund verleihen würdest, wäre wahrscheinlich nur der Haftpflichtschutz gegeben – also alles, was Dritten durch einen Unfall geschieht. Vollkaskoschutz für dein eigenes Wohnmobil würde mitunter nicht gezahlt. Fließt hingegen Geld wegen der Vermietung, könnten auf dich noch deutlich größere Probleme vertragsrechtlicher Natur hinzukommen. 

Summa summarum bedeutet das: Selbst, wenn du nur einmal ins Camper-Sharing hineinschnuppern möchtest, musst du das Thema Versicherungsschutz anders angehen. Dafür stehen dir zwei Optionen zur Verfügung, bei denen wir automatisch schon ein wenig auf das Thema Marketing vorgreifen müssen: 

  1. Plattformvermietung: In diesem Fall bietest du deinen Camper nach einer umfassenden Registrierung auf speziellen Camper-Sharing-Plattformen an. Dazu gehört dann unter anderem eine Übernahme von Versicherungsleistungen für den gesamten vermieteten Zeitraum. Die Plattform tritt dann sozusagen für die Vermietungsdauer als dein Versicherer auf – jedoch nur, wenn eine Vermietung darüber zustande kam. Der Nachteil an der Sache: Die Konditionen unterscheiden sich stark je nach Plattform und du bist generell gezwungen, bis zu einem Fünftel der Mieteinnahmen an den Betreiber abzutreten – das ist eine seiner wichtigsten Einnahmequellen.
  2. Selbstfahrer-Vermietfahrzeug: Hierbei handelt es sich um eine völlig andere Herangehensweise, die sowohl Zulassung als auch Versicherung umfasst. Du lässt deinen Camper bei der Behörde als ein solches Fahrzeug umschlüsseln, dadurch bekommst du die Möglichkeit, eine Selbstfahrer-Vermietfahrzeugversicherung abzuschließen. Allerdings musst du dann grundsätzlich jährlich zur Hauptuntersuchung – und die Versicherungskosten sind ziemlich hoch.

Beide Optionen haben ihre Schwierigkeiten. Deshalb solltest du erneut in deiner Region schauen und durchrechnen, was für dich tragfähiger ist. Unter anderem spielt es hierbei eine Rolle, wie oft du den Camper vermieten wirst. 

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Foto: Vital CAMP Bayerbach

4. Privates Camper-Sharing und das Marketing

Wie wir dir eingangs aufgeschlüsselt haben, darfst du zumindest im Sommerhalbjahr damit rechnen, selbst für einen kleinen ausgebauten Kastenwagen ziemlich sicher einige Interessenten zu finden, die ihn mieten möchten. Allerdings gibt es mittlerweile viele Fahrzeug-Eigentümer, die ebenfalls am Camper-Sharing teilnehmen. Selbst, wenn du weit davon entfernt bist, die Sache gewerblich zu tun, so solltest du doch ein wenig Marketing applizieren.

Eine wichtige Basis dafür ist eine eigene Website. Du musst dir dafür letztlich nur eine sinnvolle Adresse ausdenken und anschließend die dazugehörige Domain kaufen. Der Rest lässt sich mit Baukastensystemen gänzlich ohne Programmierkenntnisse durchführen. 

Diese Website dient weniger dazu, potenzielle Mieter direkt über Suchmaschinen zu dir zu leiten – das würde deutlich mehr Aufwand bedeuten, um angesichts der Vielzahl der Anbieter weit oben zu ranken. Nein, es geht darum, dich durch die Site freizumachen von den Limitierungen anderer Plattformen, über die du eigentlich gehen wirst. 

Bei denen gibt es meist deutliche Einschränkungen hinsichtlich der medialen Präsentation, der Texte und der Dokumente. Auf der Website hingegen, auf die du in deinen Inseraten verlinkst, hast du die ganze Kontrolle und kannst darüber so wichtige Dinge laufen lassen wie

  • Hochlademöglichkeiten für Altersnachweise und Führerscheine, du solltest beispielsweise grundsätzlich nur an Menschen über 21 vermieten;
  • Downloads für Unterlagen rund um die Fahrzeugfunktionen, das reduziert etwa deine Kosten fürs Ausdrucken;
  • Downloads für den Mietvertrag; gegebenenfalls ergänzt um die Möglichkeit, ihn schon digital auszufüllen;
  • Möglichkeiten zur Hinterlegung einer Mietkaution, etwa deine Kontoinformationen;
  • ein einsehbarer Mietkalender, um zu sehen, wann das Fahrzeug verfügbar ist;
  • richtig vielfältige und professionell aussehende Fotos und Videos ohne irgendwelche Stückzahl- oder Dateigrößenbegrenzungen.

Das sind Dinge, die du sowieso erledigen musst. Auf deiner eigenen Website läuft es deutlich besser und freier. Doch was solltest du bezüglich des Marketings sonst noch machen? Speziell dann, wenn du dich nicht auf die Plattformlösung aus dem vorangegangenen Kapitel stützen möchtest?

  • Mache durch Folierungen deines Campers auf die Mietmöglichkeit aufmerksam.
  • Schalte Anzeigen auf typischen Kleinanzeigen- und Urlaubsportalen und aktualisiere sie regelmäßig.
  • Suche Camper-Portale, auf denen du gegebenenfalls ohne sonstige Verpflichtungen inserieren kannst.
  • Gehe den Weg über Campingausstatter und Fachmagazine.

Erneut kommt es im Höchstmaß darauf an, wie umfangreich und professionell du vermieten möchtest. Je mehr du willst, desto mehr solltest du bereit sein, Aufwand zu betreiben.

Nicht zuletzt kann das sogar die Einrichtung deines Wohnmobils betreffen. Je mehr Camper du ansprechen willst, desto eher sollte diese „durchschnittlichen“ Geschmäckern entsprechen.

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Foto: Ferienparadies Natterer See

5. Fazit

Privates Camper-Sharing ist in einer Zeit, in der sich viel mehr Menschen fürs Camping begeistern, als es Campingfahrzeuge in Deutschland gibt, ein Garant für Einnahmen. Solange dein Wohnmobil in Sachen Technik und Zustand gut dasteht, kannst du ungeachtet weiterer Faktoren darauf hoffen, dafür Mieter zu finden – schließlich sucht fast jeder Camper etwas anderes.

Die möglichen Umsätze machen die Sache ebenfalls interessant, denn sie gestatten es, deinen Camper zumindest dann, wenn du ihn sowieso nicht benötigst, für dich arbeiten zu lassen. Allerdings musst du rund um dieses Thema sehr vieles für dich allein entscheiden, denn die Optionsvielfalt ist schon deshalb sehr groß, weil einiges davon abhängt, wie oft und wann du dein Fahrzeug überhaupt vermieten willst.

Camper-Sharing ist für viele Besitzer ein lohnenswerter Zusatzverdienst. Wenn es für dich jedoch nicht mehr sein soll, solltest du stets auf dein Bauchgefühl hören, selbst wenn das bedeutet, den Wagen in den eigentlich lukrativen Ferien nicht zu vermieten, sondern dich selbst auf die Reise zu machen.